SPD-Landtagsabgeordnete besuchten die AWO-Schuldnerberatung
Die Zahl der überschuldeten Haushalte in Duisburg steigt. Das weist der Schuldenatlas 2018 aus. Mehr als 17 Prozent aller Menschen in der Stadt stehen tief in der Kreide.
Die vier SPD-Landtagsabgeordneten fragten nach Gründen und Auswegen.
Sarah Philipp, Rainer Bischoff, Frank Börner und Ralf Jäger haben deshalb die AWO-Schuldnerberatung besucht. Seit mehr als 25 Jahren hilft die Einrichtung, Bürgerinnen und Bürgern aus der Schuldenfalle zu entkommen.
Dirk Franke, Prokurist der AWO-Integration, konnte dabei von den Erfolgen in der Vergangenheit berichten. Seit 1993 betreuen die AWO-Expertinnen und AWO-Experten mehr als 15.000 Menschen. Über 300 Millionen an Schulden kamen auf den Tisch.
Dirk Franke: „Schuldnerberatung hilft und weist den Weg aus der finanziellen Krise. Aber die Statistik zeigt, dass die Situation in den vergangenen Jahren trotz aller Unterstützung nicht besser geworden ist.“
Der Experte forderte deshalb einen Rechtsanspruch auf Schuldnerberatung ein. Er verweist dabei darauf, dass in der Mehrzahl die Menschen unverschuldet in Verzug mit Raten und Rückzahlung kommen.
Dirk Franke: „Arbeitslosigkeit, Krankheit sowie Trennung und Scheidung sind in der Regel die Gründe dafür, nicht wieder aus den roten Zahlen zu kommen. Deshalb sollten die Menschen, die durch Unwägbarkeiten in finanzielle Schieflage gekommen sind, auf Hilfe zählen können. Der Staat unterstützt Banken, wenn sie Probleme haben, weil sie Geld verzockt haben. Normale Menschen sollten zumindest auf Rat und Beratung rechnen dürfen.“
Darüber hinaus spricht sich Dirk Franke ebenfalls für eine Reform der Insolvenzordnung aus. Der Fachmann mit großer Praxiserfahrung erläutert: „Eine Entschuldung ist auch heute schon anstatt nach sechs nach drei Jahren Wohlverhaltensphase möglich. Voraussetzung dafür ist die Zahlung von 35 Prozent der Schuldensumme plus Verfahrenskosten. Bei uns hat das noch niemand erreicht. Zukünftig sollte auf die Mindestquote verzichtet werden. Die Hürden für die Privatinsolvenz sind trotzdem hoch genug.“
Als weitere Anregung an die Politiker formulierte der Experte von der AWO: „Wir sind dafür, Gläubiger an der Finanzierung der Schuldnerberatung zu beteiligen.“ Dies könne durch die Einführung eines „Kreditpfennigs“ und Einrichtung eines Fonds geschehen. Dirk Franke: „So könnte die Kreditwirtschaft beteiligt werden. Der Rheinische Sparkassen- und Giroverband engagiert sich seit über 20 Jahren an der Mitfinanzierung.“ Aus den Einnahmen durch Glücksspiel, Spielhallen oder Spielcasinos ließe sich ein Entschuldungsfonds speisen.
Dirk Franke diskutierte mit den vier SPD-Landtagsabgeordneten die Vorschläge. Er nutzte ebenfalls die Gelegenheit, den Alltag in der Beratungseinrichtung vorzustellen. Dazu gehört auch eine offene Beratung, für die kein Termin vereinbart werden muss.
Dirk Franke: „Der Weg aus den Schulden führt über die Einsicht, dass es so nicht weiter geht. Diesen Schritt muss man den Menschen so leicht wie möglich machen.“
Im Bild v. l. n. r.: Rainer Bischoff (MdL), Sarah Philipp (MdL), Ralf Jäger (MdL), Dirk Franke (AWO-Integration, Prokurist), Frank Börner (MdL), Philipp Thelen (AWO-Integration, Geschäftsführer)